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Anwendungsfelder
Tremormerkmale sind Anhaltspunkte für die Differentialdiagnose von Krankheiten und für die Optimierung von Therapieeinstellungen. Um die aktuellen Hürden der Tremorquantifizierung zu überwinden, wurde der Tremipen® entwickelt. Derzeit verwendete klinische Verfahren wie Accelerometrie oder Elektromyographie sind meist langwierig und an Kliniken oder Arztpraxen gebunden. Die Geräte sind stationär und erfordern geschultes Fachpersonal, um Messungen vorzunehmen und auszuwerten. Auch der zeitliche Faktor spielt eine große Rolle, denn solche Verfahren dauern meist sehr lange.
Die Einschätzung einer Tremorfrequenz oder - amplitude ohne Hilfe solcher Geräte gestaltet sich oftmals als schwierig. Das menschliche Auge besitzt eine zu geringe Auflösung, um Tremormerkmale definitiv zu quantifizieren. Mit dem Tremipen® ist es möglich, Tremormerkmale objektiv und einfach zu messen. Der Tremipen® ermittelt Tremoramplitude und Tremorfrequenz in nur 30 Sekunden, die Werte werden nach der Messung sofort am Display angezeigt. Durch die einfache Handhabung ist es möglich, dass solche Messungen auch von PatientInnen, ohne Überwachung von medizinischen Experten, durchgeführt werden.
Ersteinschätzung
„Ein neuer Patient kommt in eine Klinik oder Arztpraxis und klagt über einen Tremor in einer seiner Hände. Eine Messung mit Tremipen® wird durchgeführt, um eine erste Information über die Tremoramplitude und die Tremorfrequenz zu erhalten. Die Frequenz und die Amplitude können erste Informationen liefern und es kann, in Kombination mit zusätzlichen Tests, eine erste diagnostische Bewertung vorgenommen werden.“
Medikamentenwirksamkeit
„Eine Patientin mit der Parkinson-Krankheit klagt über die aktuelle Medikation und berichtet, dass ihre Symptome, wie etwa Tremor, stärker werden. Der Arzt verschreibt ein neues Medikament und fordert die Patientin auf, in einer Woche wiederzukommen. Der Tremipen® wird verwendet, um eine Messung während des aktuellen Besuchs und eine erneute Messung in einer Woche durchzuführen. Die Tremoramplitude zeigt an, ob das Medikament Auswirkungen auf die Tremorintensität hat oder nicht.“
Homemonitoring
„Eine Ärztin möchte sehen, wie stark ihr Patient im Alltag zittert. Ein Tremipen® wird dem Patienten geliehen und er wird gebeten, zweimal täglich, für die Dauer eines Monats, zu Hause Messungen vorzunehmen. Der Patient schreibt die Ergebnisse nach jeder Messung auf und bringt diese nach einem Monat mit zum nächsten Termin.“
Klinische Studien
„Ein neues Medikament gegen Essentiellen Tremor wird im Rahmen einer klinischen Studie getestet. Die StudienteilnehmerInnen erhalten einen Tremipen® und werden gebeten, zweimal täglich für 2-3 Monate ihren Tremor zu messen. Nach Abschluss der Testphase werden die Informationen über die Bluetooth-Schnittstelle aus dem Tremipen® extrahiert, damit die Messdaten für statistische Auswertungen zur Verfügung stehen.“
Rehabilitationszentren
„Ein Rehabilitationszentrum konzentriert sich auf PatientInnen mit Morbus Parkinson. Das Krankenpflegepersonal erstellt tägliche Bewegungsprotokolle, um den Fortschritt während einer Rehabilitationstherapie zu überprüfen. Die Ergebnisse des Tremipen® werden den Bewegungsprotokollen hinzugefügt, so dass ein objektiver Parameter verfügbar ist, um den Fortschritt zu überprüfen.“
Therapieoptimierung
„Ein Arzt möchte bei einem Tremor-Patienten einen ergänzenden Therapieansatz ausprobieren und empfiehlt dem Patienten jeden Tag spazieren zu gehen oder zu schwimmen. Eine Messung mit dem Tremipen® wird vor und zwei Wochen nach dem neuen Therapieansatz vorgenommen. Zusätzlich führt der Patient zwei Messungen pro Tag zu Hause durch, eine vor der Aktivität und eine nach der Aktivität. Die Vergleichsmessungen zeigen an, ob sich die Tremoramplitude aufgrund der Therapie verändert hat oder nicht.“
Wozu der Tremipen®?
Zusammenfassung von Frau Dr. Mariella Kögl
Klinische Abteilung für Neurogereatrie, LKH Graz
Klinische Studie an der Medizinischen Universität Graz
Im Jahr 2016 wurde an der Tremipen® in einer klinischen Studie an der Medizinischen Universität in Graz getestet. Die Studienergebnisse haben bestätigt, dass es möglich ist Tremor und seine Merkmale Frequenz, Amplitude und Energie mit dem Tremipen® zu quantifizieren.
P. Schwingenschuh¹, M. Kögl-Wallner¹, T. Zajki-Zechmeister², N. Homayoon¹, K. Kalsberger¹, L. Zajki-Zechmeister², R. Schmidt¹
¹ Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Graz
² Tremitas GmbH
Im Jahr 2016 wurde eine klinische Studie an der Medizinischen Univerität Graz in Österreich durchgeführt. 30 PatientInnen, 14 mit diagnostizierter Parkinson-Krankheit und 16 mit diagnostiziertem Essentiellen Tremor, wurden rekrutiert, um die Tremitas Technologie zu testen:
Tremor ist die häufigste Bewegungsstörung beim Menschen und sowohl im klinischen Alltag als auch für wissenschaftliche Fragestellungen ist eine Quantifizierung des Tremor-Schweregrades oft wünschenswert. Ziel dieser Studie war es den Nutzen eines Tremor-Stiftes (Tremitas-System) zur (1) Quantifizierung der Tremorstärke, (2) zur Unterscheidung von Tremor bei Morbus Parkinson (MP) und Essentiellem Tremor (ET), sowie (3) dessen Einsatz zur Überprüfung eines Therapie-Effekts zu testen.
Hierfür wurden 14 PatientInnen mit MP und 16 PatientInnen mit ET nach zumindest 12-stündiger Pausierung der Tremor-relevanten Medikation (Baseline) klinisch (TETRAS-Skala bzw. MDS-UPDRS) sowie mittels Tremor-Stift untersucht. Eine zweite Untersuchung erfolgte eine Stunde nach Medikamenten-Einnahme (ON) (1–fache Morgendosis der individuellen Anti-Tremor-Medikation bei ET bzw. des 1.5-fachen der L-Dopa-Äquivalenz-Morgendosis bei MP in Form von löslichem Levodopa/Benserazid). Zielgröße war bei ET die Tremoramplitude des Haltetremors (rechts und links kombiniert) und bei MP die Amplitude des Ruhetremors der stärker betroffenen Seite. „Total Power“ bzw. „Power of Main Peak” dienten als Surrogatmarker für die Tremoramplitude. Zum Vergleich mit klinischen Skalen erfolgte eine Logarithmierung der Rohwerte. Die Datenanalyse erfolgte automatisiert mittels Tremitas-Software.
(ad 1) Unsere Studie zeigt die Quantifizierbarkeit der Tremorstärke bei ET und MP. In der ET-Gruppe fanden wir eine gute Korrelation zwischen Tremorstärke erhoben mittels Tremor-Stift und dem entsprechenden Unterpunkt der TETRAS-Skala (Performance, 4a) (r=0.74). Auch in der MP-Gruppe zeigte sich eine gute Korrelation zwischen Tremorstärke erhoben mittels Tremor-Stift und den entsprechenden Subpunkten des MDS-UPDRS III (3.17 und 3.18) (r= 0.70). (ad 2) Mittels Amplitude und Frequenz konnten Tremor bei MP und ET nicht unterschieden werden. (ad 3) Beim Vergleich Baseline zu ON zeigte sich bei MP eine signifikante Verbesserung bezüglich Tremoramplitude (p=0.027), nicht jedoch bei ET.
Mittels Tremor-Stift (Tremitas-System) ist eine Quantifizierung des Tremors bei PatientInnen mit ET und MP möglich. Änderungen der Tremorstärke als Therapieeffekt konnten beim Morbus Parkinson gut erfasst werden.
Messwerte des Tremipen®
Im Allgemeinen werden zwei Parameter verwendet, um Tremor zu bewerten:
Die Tremorfrequenz und die Tremoramplitude.
Tremorfrequenz (Peak Frequency)
Die Tremorfrequenz ist ein wichtiger Parameter, um die möglichen zugrunde liegenden pathologischen Prozesse hinter dem Tremor zu analysieren. Die Frequenz des Tremors wird in Hz (Hertz) gemessen. Der Frequenzbereich des Tremors liegt zwischen 3 und 20 Hz. Unterschiedliche (Tremor-)Erkrankungen bilden unterschiedlich starke Tremorfrequenzen aus. Diese können anhand der nebenstehenden Grafik verglichen werden*.
Die Tremorfrequenz kann ein unterstützender Parameter für diagnostische Zwecke sein, um eine erste Einschätzung zu erhalten, welche mögliche Krankheit die Ursache des Tremors sein könnte.
* Abbildung adaptiert und übersetzt aus Tabelle 3 in Deuschl, G., Bain, P. and Brin, M. (1998), Consensus Statement of the Movement Disorder Society on Tremor. Mov. Disord., 13: 2–23. doi:10.1002/mds.870131303
Sämtliche Inhaltsrechte und Eigentumsrechte gehören den jeweiligen Autoren der erwähnten Publikation. Die Tremitas GmbH erhebt keinerlei Ansprüche.
Tremoramplitude (Power of Main Peak)
Die Tremoramplitude ist ein wichtiger Parameter, um zu definieren, wie stark und intensiv sich ein Tremor manifestiert hat.
Die Tremoramplitude wurde historisch gesehen in mV (milli-Volt) gemessen; die physikalisch genauere Einheit für diesen Zweck ist allerdings mG (milli-G). 1G entspricht der Erdbeschleunigung. Da der Beschleunigungssensor die Beschleunigungen des Tremors erfasst, wird mG häufiger verwendet als mV (Trotzdem ist es möglich, die Werte zu konvertieren).
In einer großen wissenschaftlichen Untersuchung² wurde festgestellt, dass die durchschnittliche Amplitude eines gesunden, nicht an Tremor erkrankten Menschen bei etwa 3mG liegt.
Um die Zusammenhänge zwischen mG-Einheit und Tremoramplitude besser zu verstehen, hat Tremitas die verfügbaren Daten aus der eigenen klinischen Studie verwendet, um einen Vergleich zwischen den Amplituden der Bewertungsskalen "Unified Parkinson's Disease Rating Scale" (UPDRS) und " The Essential Tremor Rating Assessment Scale" (TETRAS) mit den Messwerten des Tremipen® zu erstellen.
Diese Skalen dienen nur zu Informationszwecken und sind nicht als exakte Skalen zu verwenden:
Downloads
Die Messwerttabellen für die Amplitude sowie die Frequenztabellen finden Sie auch unter Downloads
1Raethjen, F Pawlas, M Lindemann, R Wenzelburger, G Deuschl, Determinants of physiologic tremor in a large normal population, In Clinical Neurophysiology, Volume 111, Issue 10, 2000, Pages 1825-1837, ISSN 1388-2457, doi.org/10.1016/S1388-2457(00)00384-9.